Ich weiß es noch, als wenn es gestern gewesen ist. Ich wollte fast meine ganze Schulzeit lang Krankenschwester werden, bis ich ein Praktikum im Krankenhaus gemacht hatte. Danach wollte ich es nicht mehr. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es gar nicht an der Arbeit der Krankenschwester lag, sondern eher an dem Arbeitsklima, das dort herrschte. Aber das ist ein anderes Thema. Zumindest war der Wunsch Krankenschwester zu werden, von meiner Liste gestrichen.

Ohne Orientierung

Eine Zeit lang wusste ich nicht, was ich werden wollte. Nach meinem Realschulabschluss machte ich mein Abitur. Irgendwann wurden die Fragen, was ich denn mal werden wolle, um ich herum und in mir drin lauter lauter. Ich wusste es nicht. Doch etwas später fasste ich den Entschluss, dass ich studieren will. Rückblickend kann ich nicht mehr sagen, warum ich mich dafür entschieden habe. Vielleicht damit ich diese Frage wenigstens etwas beantworten konnte oder weil fast alle um mich herum studierten oder es zumindest anstrebten. Ich begann zu überlegen welche Schulfächer mir gefielen und glich das mit dem Studienangebot ab. Letztlich entschied ich mich für Pharmazie. Mein Studium in Halle (Saale) begann. Nach einigen Pflichtpraktika und Erzählungen anderer Pharmazeuten wusste ich schnell in welchem Bereich ich nicht arbeiten wollte. Die Vorstellung als Pharmazeutin zu arbeiten reizte mich eigentlich so gut wie gar nicht. So versuchte ich den Fragen der Zukunft aus dem Weg zu gehen.

Abbruch und Neubeginn

Nach 3 1/2 Jahren Studium, ich war fast 24 Jahre alt, beschäftigte ich mich das erste Mal mit Lebensfragen wie „Was will ich?“, „Was macht mir wirklich Spaß?“, „Was gibt meinem Leben Sinn?“ und „Wer bin ich eigentlich?“. Es wirbelte viel in meinem Leben durcheinander, aber ordnete danach auch neu. Mich diesen Fragen zu stellen war meistens nicht sehr angenehm, denn ich stellte fest, dass mein aktuelles Leben dem nicht besonders entsprach. Es dauerte Monate, doch dann beschloss ich mein Pharmaziestudium abzubrechen. Ich begann mich mit Mitte zwanzig das erste Mal richtig zu orientieren und über mein Leben nachzudenken. Für mich schien es in diesem Moment reichlich spät, aber es war umso wichtiger.

Es fehlen Orte der Orientierung

Eine Tatsache empfinde ich im Nachhinein als erschreckend. Die Zeit nach der Schule und das Ende der Schulzeit ist für die Orientierung eine sehr relevante Phase. Doch kaum jemand in meinem damaligen Umfeld hat relevante Fragen gestellt, die mir zur Orientierung geholfen hätten. Auch wenn es einige vielleicht nicht so meinten, wirkte es auf mich eher wie „Jetzt musst du aber langsam mal wissen, wass du mit deinem Leben anfangen willst.“ Vielleicht entschied ich mich dann eher für irgendwas. Und ich glaube nicht, dass es den einen Beruf, Job oder Weg im Leben gibt. Den hätte ich vermutlich auch schon verpasst. Aber ich denke es ist relevant, sich eine Zeit lang mit sich selber, seinen Stärken, seiner Persönlichkeit, Prägungen und Wünschen intensiv auseinanderzusetzen. Besonders auch mit dem, was Gott über mich, als sein Kind, sagt. Was hat er in mich hineingelegt? Leider lernt man das in der Schule oft nicht in diesem Ausmaß. Also ist diese Art der Orientierung an anderen Orten umso wichtiger.

Sehnsucht nach Orientierung

Junge Erwachsene, und vielleicht auch du, sehnen sich nach Orientierung. Oft erleben sie eine Orientierungslosigkeit, die unter anderem durch ein riesiges Angebot an Möglichkeiten entsteht. Aber auch weil es wirklich schwierig sein kann, sich mit den Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Oder eben weil dir niemand gespiegelt hat, wie wichtig bestimmte Fragen sind oder wie du dich mit ihnen auseinandersetzt. Doch ohne eine klare Antwort darauf, entwickelt sich eine gewisse Entscheidungsunfähigkeit und eine instabiles Fundament für das, was folgt.

Gottes Perspektive

Wir glauben, dass die Stärken, die Wünsche, die Schwächen und die Persönlichkeit allgemein nicht umsonst in der einen bestimten Person zusammenfließen. Diese Dinge sind da und du darfst vertrauen, dass er und du diese zum Guten nutzen kannst. Doch bei all deinen postiven Eigenschaften, die du einsetzen kannst, hat er dich zu aller erst in eine persönliche Beziehung zu sich gerufen. Dort kannst du ihn immer tiefer kennenlernen, seine Sicht auf dich und wie du immer mehr zu der Person werden kannst, die er schon längst in dir sieht. Danach und daraus folgt alles andere.